Das Okavango Delta hautnah
Nach der Ankunft im Okavango Delta verlief die erste Nacht in freier Wildbahn überraschend ruhig. Zumindest bis zum Weckruf, der uns noch vor Sonnenaufgang aus unseren Zelten krabbeln ließ. Eine erneute Pirschwanderung durch die Wildnis des Okavangodeltas steht auf dem Programm und so machen wir uns nach einem ersten Kaffee aus Delta-Wasser gebraut in kleinen Gruppen auf in die Wildnis.
Sunrise-Wanderung mit Tierbeobachtung
Auch dieses Mal sind wir erfolgreich und beobachten eine Herde Giraffen, Zebras, Büffel, Gnus und viele andere Antilopen-Arten. Wir sehen zwar keine Löwen, aber wir hören sie! Sie brüllen in einigen Kilometer Entfernung, doch das Geräusch geht uns durch Mark und Bein.
Bei unserer Wanderung durchqueren wir die verschiedensten Szenerien. Wir laufen über grüne Wiesen und hellbraune Steppenlandschaft, kommen an Oasen mit Palmen vorbei und durchqueren verbranntes, noch qualmendes Buschland. Die über vierstündige Wanderung zerrt an unseren Kräften. Als es Mittag wird und die Sonne ihren höchsten Stand einnimmt, sind wir froh als wir uns auf den Rückweg machen. Unser Trinkwasser ist bereits aufgebraucht und unsere Kehlen trocken. Umso mehr freuen wir uns über das Brunch, welches uns im Camp erwartet: Ei, Bacon, Bohnen und Toast. Dazu Kaffee, Tee und: Wasser!
Bevor wir mit den Mokoros in das Okavango-Delta aufgebrochen sind, wurden wir von einem freundlichen Einheimischen darauf vorbereitet, was uns erwarten wird: Langeweile. „Nehmt Euch genug zu Rauchen und zu Trinken mit – Bier versteht sich!“ rät er uns. „Die Zeit wird sehr, sehr langsam vergehen.“ Bisher konnten wir uns nicht vorstellen, was er meint. Doch am zweiten Nachmittag im Delta verstehen wir es ansatzweise. Wir tun es den Löwen gleich und schlafen im Schatten unterm Baum oder in unseren Zelten. Wir sitzen in den Campingstühlen, lesen, trinken Bier oder unterhalten uns. Jemand packt ein Kartenspiel aus. Die Zeit vergeht wirklich langsam. Doch zwei Stunden vor Sonnenuntergang geht es auf zu unserem nächsten Abenteuer.
Ausflug zum Hippo-Teich
Die Mokoros sind uns mittlerweile vertraut geworden und so steigen wir ein, um uns von unserem Poler Martin zum nahe gelegenen Hippo-Teich bringen zu lassen. Bei diesem Ausflug merken wir, dass die Poler nie untereinander die Boote oder die Gäste tauschen. Jeder der Bootsmänner hat sein eigenes Boot und scheinbar gewöhnen sie sich so schnell an die Gäste, deren Gewicht und Bewegungen, die es in den wackeligen Booten auszugleichen gilt, so dass sie immer die gleichen Personen mitnehmen.
Am Hippo-Teich angekommen, erkennen wir anfangs nur schwer das Nilpferd im Wasser. Zwei schwarze kleine Ohren auf einem scheinbar recht kleinen schwarzen Kopf sitzend, ragen aus dem Wasser. Das massige Tier unter der Wasseroberfläche ist kaum zu erahnen. Wir platzieren uns im Schilf am Rande des Teichs in der Hoffnung, dass wir noch mehr als nur Ohren und Kopf zu sehen kriegen. Neugierig geworden, reckt es den Kopf etwas weiter aus dem Wasser und prustet vor sich hin. Dann taucht es unter. Angespannte Stille legt sich über unsere Gruppe. Es ist ungewiss, wo es wieder auftauchen wird. Unsere Anspannung ist berechtigt. Nach den Elefanten ist das Nilpferd das schwerste an Land lebende Säugetier Afrikas und gilt als die gefährlichste Tierart Afrikas. Fühlen sie sich bedroht – zum Beispiel durch ein zu nahe kommendes Boot – können die Pflanzenfresser überraschend aggressiv werden und mit ihrem starken Kiefer sogar Krokodile töten.
Etwas nervös suchen wir also die Wasseroberfläche des Teichs ab und sind erleichtert als wir schließlich die schwarzen kleinen Ohren erspähen. Das Schauspiel wiederholt sich einige Male: es prustet vor sich hin, taucht unter, um ans andere Ende des Teichs zu schwimmen und dort wieder aufzutauchen. Und jedes Mal aufs Neue sind wir gespannt, wo es wieder hochkommen wird.
Doch dann wird es Zeit aufzubrechen. Denn auch heute müssen wir wieder vor Sonnenuntergang zurück im Camp sein. Doch die Abenddämmerung mit der sich langsam neigenden Sonne beobachten wir noch. Besonders spektakulär ziehen Rauchschwaden von einem Buschfeuer in der Nähe über den Horizont.
Im Camp erwartet uns bereits „lekka“ Essen: Grillhähnchen mit Knoblauchkartoffeln und Gemüse. Auch dieser – unser letzter – Abend geht mit Gitarrenmusik am Lagerfeuer zu Ende. Unsere Poler, die uns nun bereits über zwei Tage begleiten singen uns einheimische Lieder vor und haben sichtlich Spaß. Wir revanchieren uns mit deutschem Schlager und „the lion sleeps tonight“.